• Schloss Arolsen

    Transskript zum Podcast Schloss Arolsen

    In dieser Folge tauchen wir in die Geschichte eines beeindruckenden Bauwerks ein: Schloss Arolsen.

    Ein Ort mit königlichen Verbindungen, unerwarteten Gästen und einer Geschichte, die weit über die Region hinausreicht.

    Doch was genau hat es mit dem Besuch von Königin Beatrix auf sich? Bleibt dran, um es herauszufinden!

    Schloss Arolsen, Winter 1878

    Dienerschaft und Hofdamen flüstern in den langen Gängen, während draußen eine königliche Kutsche über den verschneiten Hof rollt. König Wilhelm III. von den Niederlanden ist angekommen, um Prinzessin Emma zu treffen…

    Ich sag’s euch. Der Mann ist ein Lebemann. Ein Wüüstling! Hast du gehört, was sie in Denn Haag über ihn erzählen? Skandahle ohne Ende!

    Aber er ist doch ein richtiger König! Und so mächtig! Ist das nicht ein Glück für unsere Prinzessin?

    Glück? Ha! Der Mann ist fast sechzig! Und Emma ist doch noch ein Mädchen!

    Still jetzt, da kommt sie!

    Die Kutsche vor dem Schloss hält. König Wilhelm III. steigt aus – ein Mann mit weißem Bart, schwerem Mantel und wachem Blick. Die Dienerschaft verstummt. Emma verbeugt sich. Der König lächelt. Und ein neues Kapitel beginnt.

    Willkommen zum Podcast „Burgen und Schlösser in Deutschland“.

    Ich bin Gunter und habe in den letzten 20 Jahren rund 2.500 Burgen, Schlösser und Ruinen in ganz Deutschland besucht und fotografiert.

    Begleite mich auf eine Reise zu meinen persönlichen Lieblingsorten!

    Unser Spaziergang beginnt an der evangelischen Stadtkirche – dem Herzen der Altstadt.

    Von hier aus tauchen wir ein in die besondere Atmosphäre dieser barocken Residenzstadt.

    Der Stadtgrundriss wurde im Zuge des Schlossneubaus als harmonisches Barockensemble geplant.

    Bad Arolsen war von 1655 bis 1918 die Residenzstadt der Grafen und Fürsten von Waldeck-Pyrmont und später Hauptstadt des Freistaates Waldeck.

    Wir folgen der Schlossstraße – einer Prachtachse, die noch heute den Charakter der Residenzstadt bewahrt. Links und rechts reihen sich die einst für Hofbeamte errichteten Wohnhäuser aneinander – zweigeschossige Einzelhäuser, die den barocken Charme des Ortes unterstreichen.

    1711 wurde Graf Friedrich Anton Ulrich zu Waldeck in den Reichsfürstenstand erhoben. Zur Feier ließ er das alte Renaissanceschloss in Arolsen durch ein barockes Prachtbauwerk ersetzen.

    Der Abriss begann bereits 1710. Inspiriert von Versailles beauftragte der Fürst den Baumeister Julius Ludwig Rothweil. So entstand eine imposante dreiflügelige Anlage im Barockstil.

    Am 13. September 1720 zog das Fürstenpaar feierlich in den noch unvollendeten Bau ein. Wegen Geldmangel dauerten die Arbeiten fast ein Jahrhundert. Erst um 1810, unter Fürst Friedrich, wurden das Treppenhaus und der Weiße Saal fertiggestellt.

    Besonders beeindruckend sind die italienischen Deckengemälde und die feinen Stuckarbeiten. Der Ostflügel verdankt seine Pracht der kunstsinnigen Fürstin. Sie förderte eine bedeutende Bibliothek, ein bekanntes Naturalienkabinett und sorgte für die musische Bildung ihrer Söhne.

    Der Schlossbau belastete die Staatsfinanzen des kleinen Fürstentums stark. Nach der Gründung des Deutschen Bundes war Waldeck so verschuldet, dass es die Beiträge nicht mehr zahlen konnte.

    Ein sichtbares Zeichen der finanziellen Not der Fürsten von Waldeck-Pyrmont ist der Marschallbau am Arolser Schloss.

    Ursprünglich als repräsentativer Flügel geplant, blieb er aufgrund knapper Kassen unvollendet.

    Statt der geplanten aufwendigen Gestaltung wurde nur ein schlichter Bau fertiggestellt. Der finanzielle Druck zwang das Fürstenhaus, an vielen Stellen zu sparen – und der unfertige Marschallbau ist ein bis heute sichtbares Zeugnis dieser Geldnot.

    Exzellenz, dieser Brief ist soeben aus Kassel eingetroffen. Napoleon fordert die Unterstützung des Fürstentums Waldeck.

    Wenn ich ihm gehorche, sind wir verloren. Doch verweigere ich, könnte das Schloss von seinen Truppen besetzt werden.

    Vielleicht wäre es klug, abzuwarten?

    Die politischen Wirren der napoleonischen Kriege stellten das Fürstentum vor schwere Entscheidungen.

    Um seine Eigenständigkeit zu bewahren, schloss sich Waldeck im Jahr 1806 dem Rheinbund an – einem Bündnis unter Napoleons Führung.

    Doch dieser Schritt hatte seinen Preis: Waldeck musste Truppen für Napoleons Kriege bereitstellen.

    Besonders tragisch war der Einsatz der waldeckschen Soldaten im Russlandfeldzug von 1812. Viele zogen in Richtung Moskau, doch nur wenige kehrten aus dem verheerenden Rückzug lebend zurück.

    Mit Napoleons Niederlage und der Auflösung des Rheinbundes im Jahr 1813 gewann Waldeck schließlich seine Unabhängigkeit zurück.

    Das Fürstentum Waldeck und Pyrmont war einer der kleinsten Staaten im Deutschen Kaiserreich. Es lag zwischen Kassel, Marburg und Paderborn. Wichtige Städte waren die Hauptstadt Arolsen, Bad Wildungen und Pyrmont.

    Die Fürsten von Waldeck stammten aus dem Haus Schwalenberg, das ab dem späten 12. Jahrhundert als Waldeck bekannt war. 1631 kam Pyrmont hinzu. Im Mittelalter wechselten die Gebietsgrenzen oft.

    1866 stellte sich Waldeck-Pyrmont auf die Seite Preußens. Es trat dem Norddeutschen Bund und später dem Deutschen Reich bei. Zur Reichsgründung regierte Fürst Georg Viktor, ein konservativer Herrscher.

    Eine Eingliederung in Preußen stand im Raum, doch Bismarck lehnte ab – aus Rücksicht auf die kleineren Staaten. Dennoch übernahm Preußen später die Verwaltung. Für das hochverschuldete Fürstentum war das ein rettender Schritt. Denn Preußen trug nun die Verwaltungskosten und setzte einen Landesdirektor ein.

    Emma zu Waldeck und Pyrmont – die berühmteste Bewohnerin von Schloss Arolsen – wurde 1879 Königin der Niederlande.

    Ihre Ehe mit König Wilhelm III. war weniger romantisch, sondern vor allem politisch motiviert.

    Nach dem Tod seiner ersten Frau brauchte Wilhelm dringend einen Erben. Doch in Europa war er wegen seines exzentrischen Rufs wenig beliebt. Mehrere Heiratsanträge wurden abgelehnt. Schließlich vermittelte seine Schwägerin, Kaiserin Augusta, ein Treffen mit Emma.

    Trotz 41 Jahren Altersunterschied überzeugte Emma mit Intelligenz und Bescheidenheit. Am 7. Januar 1879 verlobten sie sich – am selben Tag wurde in Arolsen Hochzeit gefeiert.

    Emma überraschte viele: Als Königin war sie klug, diplomatisch und ordnete Wilhelms chaotisches Leben. Nach seinem Tod wurde sie eine der bedeutendsten Regenten der Niederlande – und ihre Ehe galt als erstaunlich stabil.

    2008 besuchte die damalige Königin Beatrix der Niederlande Schloss Arolsen. Ihre Urgroßmutter war Königin Emma. Der Besuch war ein Zeichen der Verbundenheit mit ihrer deutschen Herkunft und den historischen Beziehungen zwischen den Niederlanden und Waldeck.

    Mit 21 Jahren war Emma die jüngste Königin in der Geschichte der Niederlande – und zugleich die erste weibliche Regentin.

    Sie beeindruckte das Volk durch ihre Bescheidenheit und Warmherzigkeit und wurde schnell zur „Königin der Herzen“.
    Ihr Einsatz für das Land brachte ihr den inoffiziellen Titel „Mutter des Vaterlandes“ ein.

    Das Schloss Arolsen ist teilweise noch von der fürstlichen Familie bewohnt, kann aber im Rahmen von Führungen besichtigt werden.

    Ein Besuch nimmt Dich mit auf eine Reise durch prachtvolle Räume und eindrucksvolle Kunstwerke.

    Im Steinernen Saal erwarten Dich barocke Stuckarbeiten und beeindruckende Deckengemälde.

    Das Treppenhaus erzählt mit mythologischen Szenen, Büsten und Skulpturen von vergangenen Zeiten.

    Im Weißen Saal siehst Du Familienporträts berühmter Maler wie Tischbein, während Dich der Musiksalon mit seinen Gemälden und der historischen Atmosphäre begeistert.

    Der Empire-Salon zeigt edle Möbel und Kunst aus fürstlichem Besitz.

    Das Blaue Schlafzimmer gibt Dir Einblicke in das Leben von Königin Emma und ihrer Familie – das goldene Prunkbett ist ein echter Hingucker.

    Im Kronprinzenzimmer entdeckst Du eine festlich gedeckte Tafel und Portraits bedeutender Persönlichkeiten.

    Ein besonderes Highlight ist die Alhambra, ein Hochzeitsgeschenk an Prinzessin Helene von Nassau.

    Zum Abschluss lädt Dich das Spielzimmer mit historischen Spielsachen und einer Babywiege dazu ein, in die Kindheit vergangener Jahrhunderte einzutauchen.

    Hier sind die Namen der vermissten Personen. Wir müssen sie so schnell wie möglich katalogisieren.

    Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde Schloss Arolsen zum Sitz des Internationalen Suchdienstes, der nach verschollenen Kriegsopfern und NS-Opfern suchte. Tausende Schicksale wurden hier rekonstruiert.

    Heute befindet sich das Archiv zwar nicht mehr im Schloss, ist aber in Bad Arolsen geblieben.

    Mit 30 Millionen Dokumenten und Hinweisen zu etwa 17 Millionen Menschen ist es das weltweit größte Archiv.

    Schloss Arolsen hat viele Gesichter gesehen – prunkvolle Bälle, dunkle Zeiten der Geschichte und bewegende Momente der Hoffnung.

    Noch heute beeindruckt es mit seiner barocken Architektur und seinen Geschichten.

    Vielleicht wagst du selbst einmal einen Besuch – wer weiß, welche Geheimnisse Du dort entdecken wirst?

  • Schloss Hämelschenburg

    Transskript zum Podcast Schloss Hämelschenburg

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    Ich bin Gunter und habe in den letzten 20 Jahren rund 2.500 Burgen, Schlösser und Ruinen in ganz Deutschland besucht und fotografiert. Begleite mich auf eine Reise zu meinen persönlichen Lieblingsorten!

    Ich liebe besonders die weniger bekannten Orte direkt vor deiner Haustür. Plötzlich biegt man um eine Ecke und steht vor einem beeindruckenden Zeugnis voller Geschichte.

    Genau ein solches Objekt findest du im Weserbergland in Niedersachsen, zwischen Hannover und Kassel.

    Wenn du die Landstraße von Emmerthal aus entlangfährst, schlängelt sich die kleine Emmer malerisch durch das Tal, bevor sie nach einigen Kilometern in die Weser mündet.

    Plötzlich in einer Kurve erblickst Du, am Hang des Tals erbaut, das märchenhafte Schloss Hämelschenburg.

    Aber reisen wir zunächst zurück in der Zeit.

    Das fünfzehnte Jahrhundert war geprägt von regionalen kriegerischen Konflikten.

    Das Heilige Römische Reich Deutscher Nation war stark zersplittert. Es bestand aus hunderten von Territorien. Herzogtümer, Grafschaften, Bistümer, freie Städte und Königreiche standen in ständiger Konkurrenz. Und die Macht des Kaisers war begrenzt.

    Es war ein ständiges Hin und Her lokaler Herrscher um territoriale Vorherrschaft.

    Bereits 1485 besetzen westfälische Truppen die Burg – und das sollte nicht die einzige Belagerung der Burg sein. Dabei schleppten sie reichlich des kostbaren Inventars aus dem Schloss oder verwüsteten es.

    Nur zwei Jahre später zettelte Herzog Wilhelm von Braunschweig eine Fehde an.

    Fehden waren damals ein ganz legitimes rechtliches Mittel, um Ansprüche kriegerisch durchzusetzen. Adelige führten ständige private Kriege, da es kaum einheitliche Rechtsprechung oder eine dritte unabhängige Instanz gab.

    Dabei konnte man immerhin nicht einfach so angreifen. Das Ganze ging nicht ohne Grund. Der Herzog bemühte sich allerdings nicht besonders, und fand schnell einen: Ein angeblich von der Burg durchgeführter Straßenraub.

    Die Burg wurde dann von ihm angegriffen, geplündert und, wie damals üblich, gleich komplett zerstört. Die von Klenckes, denen das damalige Lehen übrigens bis heute gehört, bemühten sich natürlich die Anlage so schnell wie möglich wieder aufzubauen. Nachdem sie das Lehen 1487 zunächst verloren hatten, konnten sie es erst 1493 wieder zurück erhalten. Die wüste Burgstelle wurde dann zunächst als sogenanntes „festes Haus“ – einer kleineren Burganlage – wieder aufgebaut.

    Rund 50 Jahre später ein weiterer schwerer Schlag: Ein großes Feuer zerstörte die Burg bis auf die Grundmauern.

    1556 wurden zunächst die Wirtschaftsgebäude und dann die Schlosskapelle wieder aufgebaut.

    Bevor ab 1588 der Bau des Schlosses begann, wohnte die Familie im Wirtschaftsgebäude.

    Ab 1618 zog der 30jährige Krieg, als zerstörerischer und blutiger Kampf quer durch Europa. Als einer der obersten Heerführer dieser Zeit, nutzte Tilly die Weser als günstigen Transportweg für Truppen und Nachschub. Er marschierte mehrmals durch das Weserland und eroberte auch das mit dem Pferd nur zwei Stunden entfernte Hameln. Es war also nur eine Frage der Zeit bis seine Truppen in Hämelschenburg einfielen.

    Doch was ist das? Einige Pferde werden im Schlosshof gesattelt, eine Frau zieht ihre Reitstiefel an und schwingt sich auf ihr Pferd. Schließlich lässt sich sie noch ihre Tasche mit einigen Dokumenten reichen. Die Schlossherrin Anna von Holle führt die kleine Delegation an.

    Noch lagen Tillys feindliche Truppen auf der anderen Seite der Weser. Doch die Brücke bei Grohnde, war nur wenige Kilometer entfernt.

    Anna von Holle machte sich mutig auf eine gefährliche Mission: Sie wollte zum Feldherren durchkommen und mit ihm verhandeln. Vorbei an den hungrigen und marodierenden Soldaten war das eigentlich völlig unmöglich.

    Mit unglaublichem Mut und viel Glück schaffte sie es tatsächlich und wurde vorgelassen.

    Ich kann mir heute kaum vorstellen, mit welch außergewöhnlichem Verhandlungsgeschick sie es schaffte, Tilly zu überzeugen. Vielleicht war es gerade die Überraschung, dass eine so mutige Frau ihm entschlossen entgegengeritten kam.

    Sie legte dem General den vorbereiteten Schutzvertrag vor und überzeugte ihn, ihn zu unterzeichnen – mit dem Versprechen hoher Geldzahlungen, reichlich Nahrung, Pferden und Material.

    Tilly stellte unmissverständlich klar, dass seine Soldaten die Abmachung strikt einhalten mussten: Wer die Hämelschenburg plünderte oder angriff, dem drohte die Todesstrafe. Dennoch zerstörten seine Truppen in den folgenden Tagen die Brücke über die Weser. An genau dieser Stelle kann die Weser übrigens heute mit einer Seilfähre überquert werden.

    Letztendlich konnte die Schlossherrin, Mutter von 14 Kindern, also abends wieder zu ihrer Familie zurückkehren – und das Schloss blieb tatsächlich vom Krieg verschont.

    Umso bemerkenswerter, da Tilly für die katholische Liga kämpfte, während die von Klenckes protestantisch waren.

    Dank dieser Rettung blieb einer der frühesten evangelischen Kirchenbauten Norddeutschlands erhalten. Unvorstellbar, wenn die kostbaren Schnitzereien den Flammen zum Opfer gefallen wären. Das spätgotische Meisterwerk aus Lindenholz, um 1480 entstanden, ist so bis heute bewahrt geblieben.

    Heute erwartet die Besucher ein eindrucksvolles Ensemble aus Schloss, Kirche, Wirtschaftsgebäuden und Park – beeindruckend gut erhalten und mit viel ursprünglichem Inventar.

    Nicht umsonst zählt das Schloss zu den schönsten im norddeutschen Raum und besonders zu den eindrucksvollsten Bauwerken der Weserrenaissance.

    Diese Architekturepoche des 16. und frühen 17. Jahrhunderts verbindet italienische und niederländische Einflüsse mit regionalen Baustilen. Charakteristisch sind reich verzierte Fassaden mit Giebeln, Erkern und Ornamenten, oft symmetrisch angeordnet und mit markanten Türmen oder Treppengiebeln versehen.

    Von Hannoversch Münden bis Thedinghausen prägen prachtvolle Schlösser und Rathäuser das Bild – und selbst das Bremer Rathaus erhielt in dieser Zeit sein Renaissance-Gewand.

    Dieser exklusive Baustil war definitiv nichts für den schmalen Geldbeutel. Wer so bauen wollte, brauchte eine prall gefüllte Haushaltskasse – und die gab es nur mit einem florierenden landwirtschaftlichen Betrieb.

    Hat das funktioniert? Nun ja, sagen wir es mal so: Quellen berichten, dass sich Jürgen von Klencke ziemlich früh zur Ruhe setzen konnte.

    Geboren im Jahr 1551, galt Jürgen von Klencke als humanistisch gebildet und welterfahren. Manche Quellen attestieren ihm sogar eine „für seine Herkunft“ – was auch immer das genau heißen mag – überdurchschnittliche Bildung. Sein Bildungsweg war jedenfalls nicht ohne: Erst Lateinschule in Minden, dann das Gymnasium in Hannover. Schließlich folgte die standesgemäße Erziehung in Nienburg am Hof des Grafen von Hoya.

    Seiner militärischen Laufbahn stand nun nichts mehr im Weg. Er stieg schnell bis zum Rang des Rittmeisters auf – etwa vergleichbar mit einem Hauptmann. In dieser Position befehligte er eine Kavalleriekompanie mit rund 100 bis 150 Reitern.

    Doch seine Studienzeit hatte noch ein weiteres Highlight: Am Hof des Bischofs Eberhard von Holle in Verden vertiefte Georg nicht nur seine humanistischen Kenntnisse – sondern auch seine Beziehung zur Nichte des Bischofs. Und wie es der Zufall wollte, überzeugte er sie später zu heiraten.

    Da seine Junggesellenbude wohl nicht gerade familientauglich war, begannen die beiden kurz nach der Hochzeit mit der Planung ihres… Einfamilienhauses? Nun ja, eher des Schlosses.

    Aber woher kam eigentlich dieser Reichtum?

    Ein solider Einkommensstrom kam aus den Straßenzöllen. Händler, die auf den wichtigsten Handelsrouten unterwegs waren, mussten für die Durchfahrt bezahlen – eine lukrative Einnahmequelle.

    Noch profitabler war jedoch der Kornhandel. Und hier hatte der Gutsherr nicht nur ein gutes Händchen, sondern auch eine gehörige Portion Glück. Denn in vielen Teilen Europas tobten Kriege. Felder blieben unbestellt, Ernten fielen aus – und das führte zu massiver Knappheit und Hungersnöten. Die Folge? Die Getreidepreise explodierten. Zwischen 1580 und 1600 verdoppelten sie sich.

    Doch so ein Schlossbau? Der ließ sich mit diesen Einnahmen allein kaum finanzieren…

    Zu dieser Zeit eröffnete sich eine äußerst lukrative Einnahmequelle: das Geschäft als Kriegsunternehmer. Wer über genügend Kapital verfügte, stellte auf eigene Kosten eine Truppe von Landsknechten zusammen, rüstete sie aus und bot sie dem Meistbietenden an. Die Kriegsschauplätze Europas lieferten dafür reichlich Gelegenheiten. Dabei spielte es kaum eine Rolle, für welche Seite gekämpft wurde – Loyalität galt dem, der zahlte. Die angeworbenen Söldner wussten oft nicht einmal, wo ihr nächster Einsatzort sein würde – sie zogen dorthin, wohin der Auftrag sie führte.

    Die Söldnerheere wurden dabei vom Obersten persönlich angeführt. Das Geschäft war riskant, aber die Verdienstmöglichkeiten enorm. In einigen Quellen ist sogar von Einnahmen bis zu 300.000 Talern die Rede – eine gewaltige Summe für die damalige Zeit. Neben den von Klenckes betätigten sich auch die verwandtschaftlich verbundenen von Münchhausen und von Holle erfolgreich in diesem Geschäft.

    Zum Vergleich: Ein einfacher Arbeiter verdiente damals etwa einen Taler pro Woche, und ein ganzes Haus ließ sich für rund 200 Taler bauen. Der Wert eines Talers wird heute auf eine Kaufkraft von etwa 200 bis 300 Euro geschätzt. Das bedeutet, dass 300.000 Taler einem heutigen Wert von bis zu 60 Millionen Euro entsprechen – ein wahres Millionengeschäft.

    Neun Jahre lang war Jürgen von Klencke als Söldnerführer im Einsatz – sowohl in den spanisch-oranischen Kriegen als auch im Hugenottenkrieg. Danach zog er sich aus dem Geschäft zurück.

    Du findest das Rittergut zwischen Hameln und Bad Pyrmont in der Schlossstrasse in der Gemeinde Emmerthal.

    Parkplätze stehen direkt an der Straße zur Verfügung.

    Das Schloss befindet sich in Privatbesitz und ist nur im Rahmen von Führungen oder Veranstaltungen zugänglich. Bitte respektiere die Privatsphäre der Eigentümer.

    Die knapp einstündigen Führungen werden von April bis Oktober angeboten.

    Doch auch von der Straße aus eröffnet sich ein wunderschöner Blick auf das beeindruckende Schloss und die malerische Landschaft. Schau in den Karpfenteich vor dem Schloss – vielleicht entdeckst du ein paar der stattliche Fische. Und unbedingt empfehlenswert: ein kurzer Spaziergang durch die Gutsanlage bis zur Mühle im Tal an der Emmer.

    Die Kirche ist in der Regel von April bis Oktober zwischen 14 bis 17 Uhr für Besucher geöffnet.

    Gottesdienste finden regelmäßig am Sonntag Morgen statt.

    Die Marien-Kirche wurde um 1600 vom Schlosserbauer und seiner Frau Anna großzügig ausgestattet. Der Innenraum ist reich verziert. Besonders beeindruckend sind die umfangreichen Holzarbeiten, darunter die Familienempore der von Klenckes. Der kostbare Altaraufsatz stammt noch aus dem Vorgängerbau. Er zeigt die Gottesmutter mit Jesuskind im Kreise von sechs heiligen Frauen. Ein Schnitzwerk aus dem nördlichen Harzvorland.

    Sehenswert ist daneben auch der Taufstein von 1610, getragen von Atlanten und Karyatiden, mit kronenartigem Holzdeckel.

    Die Orgel wurde 1913 von einem aus Salzhemmendorf stammenden Betrieb erneuert.

    Was musst du gesehen haben?

    Der dreiflügelige Bau im prächtigen Stil der Weserrenaissance erzählt von drei Bauperioden. Besonders auffällig: die kunstvollen Portale im Innenhof. Im Eingangsbereich steht noch immer der imposante Kamin von 1606 – und die Portraitbüsten des Erbauer-Ehepaares.

    Auch im Inneren spiegelt sich die Geschichte wider: Zahlreiche Möbelstücke aus dem 16. bis 19. Jahrhundert füllen die Räume. Besonders bemerkenswert: ein viertüriger Eichenschrank und das wappengeschmückte Ehebett aus der Aussteuer von 1587. Ergänzt wird das Ambiente durch eine beeindruckende Gemäldesammlung aus dem 18. Jahrhundert.

    Ein weiteres Highlight ist das repräsentative Brückentor von 1603, das sich über den ehemaligen Festungsgraben spannt.

    Und dann gibt es noch die „Pilgerlaube“ – ein Zeugnis des christlichen Engagements der Erbauer. Direkt an die Küche angeschlossen, diente sie einst als Ort, an dem vorbeiziehende Pilger eine warme Mahlzeit erhielten.

    Ein Zeichen bodenständiger Bescheidenheit?

    Auch das gibt es hier: Der Spruch über der Tür zum Pferdestall lässt daran keinen Zweifel:

    „Diesen Stall muss meiden, wer mehr als vier Pferd‘ will reiten.“

    Kein Ort für Leute, die übertreiben oder zu viel wollen. Wer mehr als vier Pferde beansprucht, ist vielleicht zu anspruchsvoll oder arrogant für dieses Umfeld.

    Ein kleiner Hinweis noch: Einige Passagen wurden aus dramaturgischen Gründen leicht angepasst oder frei erzählt, um die Geschichten noch spannender und unterhaltsamer zu machen. Die Kerninhalte basieren jedoch auf wahren Begebenheiten.

    Vielen Dank, dass du dabei warst – ich hoffe, du hast die Reise in die Geschichte genauso genossen wie ich. Bis zum nächsten Mal!